Montag, 14. Dezember 2015
Vorhang auf ...
Mutter, bist du das? Was machst du hier?

Ich wollte dich besuchen. Ich habe dich vermisst.

Was soll die Schleimerei, ist doch gar nicht dein Stil.
Außerdem bist du hier vollkommen falsch, die Hölle ist drei Treppen tiefer.

Ja schon, aber dort ist es total langweilig. Meine Nachbarn sind dort und meine Freunde auch. Ich dachte, endlich neue Leute, aber nein, die gleichen Versager wie vorher. Nur du fehlst.

Ich liege im Koma, Mutter. Ich bin noch nicht soweit.

Wie lange geht das denn noch?

Was weiß ich, das kann ewig dauern.

Ich hätte dich einschläfern lassen sollen, als ich die Gelegenheit dazu hatte. Sie haben mich gefragt, weißt du? Stehen da vor mir in ihren schmucken, weißen Kitteln und wollen, dass ich meinen Jungen umbringe. Diese Verbrecher!

Warum hast du nicht? Dann hätte ich meine Ruhe. Jetzt geht die Tierquälerei wieder von vorne los.

(Pause)

Ich habe so einen Durst. Mutter? Hast Du was dabei?

Mein weiches Herz, weißt du, mein weiches Herz.

Du hast ein Herz aus Gold, Mutter, nach außen das reine Glück, innen drin hart wie Kruppstahl.

Was du immer quatschst, wenn du nichts zu trinken hast. Glaubst wohl, hier im Koma kannst du die Klappe aufreißen. Dass du dich da bloß nicht irrst, mein Junge. Noch bin ich deine Mutter, noch habe ich alle Fäden in der Hand, wirst schon sehen!

Vorhang zu ...

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